Helma Felzer: Sie haben Dad getötet
- Kurzgeschichte -
Zitat aus der Kurzgeschichte:
"Seit zehn Jahren war Dad im Todestrakt. Als Maria ihn die ersten Male besuchte, war sie eine Sechsjährige, die versuchte, ihren Dad zu umarmen, die Wangen an seine zu pressen. Kalt hatte die dicke, drahtbezogene Scheibe im Besuchsraum ihre Berührung abgewiesen. Sie und Dad blieben auf beiden Seiten getrennt, wie die Hälften eines zerschnittenen Apfels. Die Scheibe verfolgte Maria in ihren Träumen, ein menschenverschlingender Höllenhund, in dessen durchsichtigem Bauch die Gefangenen mit verzerrten Gesichtern und ausgestreckten Armen verzweifelt nach Hilfe schrien."
Quelle: "Elaines Entscheidung - Kurzgeschichten zur Todesstrafe in den USA" von Helma Felzer, Atlantik-Verlag Bremen 1998
Gerne würden wir die Urheberin der Kurzgeschichte um Erlaubnis fragen, diese in der vorliegenden Form verwenden zu dürfen. Leider konnten wir sie nicht ausfindig machen: Der Verlag existiert
nicht mehr, die Autorin lebte vor 20 Jahren auf Sardinien und das Buch ist lange vergriffen. Bei Beanstandung durch den aktuellen Rechteinhaber entfernen wir den Text
selbstverständlich.
"Ich weiß, dass ich ihn nicht misshandelt habe, wie mein Vater mich misshandelt hat, und dass ich ihn ebenso wenig vernachlässigt habe, wie meine Mutter es mit mir tat. Aber dennoch lasse ich ihn genauso im Stich wie meine leiblichen Eltern mich im Stich gelassen haben. Jeden Tag blutet mein Herz, wenn ich an meinen Sohn denke, wenn ich daran denke, dass er vielleicht gar nicht weiß, dass ich alles in der Welt für ihn tun würde, damit es ihm gut geht. Er ist ein kluger Junge, so wie ich es einst war, und das macht es noch schwerer für mich. Ich werde nicht da sein können, wenn er eine väterliche Schulter zum Anlehnen braucht. In vielerlei Hinsicht fühle ich mich wie meine eigenen Eltern, wenn ich an meinen Sohn denke."
Gerald E. Marshall in seinem Buch "999489 - Von der Pflegefamilie in den Todestrakt" - 1. Auflage 2013, Seite 116.
Erhältlich über Amazon in verschiedenen Sprachen.