Florida
Union Correctional Institution
Mit fast 350 zum Tode verurteilten Insassen im Jahr 2018 sind amerikaweit nur im Bundesstaat Kalifornien mehr Menschen zum Tode verurteilt als in Florida.
Die meisten der Gefangenen sind im U.C.I. und F.S.P. Florida inhaftiert.
With currently almost 350 death row inmates, there are all over the USA only in California more people sentenced to death.
Most of the inmates are housed at the U.C.I. and F.S.P. Florida.
In Freiheit
Anonym aus dem Todestrakt
Man kann sich ganz leicht ausmalen, wie viel jemandem Freiheit bedeutet, der unter Bedingungen leben muss, in denen ihm so vieles versagt wird. Schon die Vorstellung von Käfighaltung für ein Haustier ist mir unerträglich. Einerseits ist dort der unbändige Wunsch nach Verbundenheit mit etwas, irgendetwas, und gleichzeitig die Ablehnung, dieses Etwas gegen dessen Willen einzusperren.
Mein Leben findet zwischen diesen Wänden statt, auf zwei mal drei Metern. Ständig bekomme ich Besuch von allerlei Getier. Frösche, Kröten, Grillen, Käfer, Ameisen, einmal eine Schlange und – Spinnen. Die meisten hier fangen die Tiere und basteln ihnen ein hübsches kleines Heim. Doch ganz gleich, wie schön ihr Zuhause ist, es ist und bleibt doch nur eine Schachtel, ein Käfig. Der ihnen die Freiheit vorenthält.
Dies ist die Geschichte von Charlotte. Sie ist eine wunderschöne Spinne. Ein Weberknecht, ein regelrechter Daddy. Eines Morgens wachte ich auf und fand eine neue
Bewohnerin in meiner Zelle vor. Das ist jetzt schon fast drei Jahre her. Ich nannte sie Charlotte, nach einer Geschichte, die ich als Kind geliebt habe – „Wilbur und Charlotte“. Als sie damals in
meiner Zelle auftauchte, war sie noch zu klein, als dass ich hätte sagen können, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelte. ...
Free
Anonymous from Death Row
It is not hard to conceive how freedom can mean so much to someone held under such depriving conditions. So much so that captivity of a pet becomes abhorrent. The desire to connect with something, anything, but refusing to hold that something against its will. Preferring to live alone rather than subject another life to confinement.
I exist within these walls. Two meters by three meters. I am regularly visited by all sorts of critters. Frogs, toads, crickets, beetles, ants, a snake once and spiders. Most men capture these critters and build lovely little homes for them. No matter the beauty of the home, it is still merely a box, a cage. Depriving the critter of freedom.
This is the story of Charlotte. She is a beautiful spider. A Granddaddy longlegs. I awoke one morning to find a new
occupant in my cell. This was nearly three years ago. I named her Charlotte, after the story I loved as a child, “Charlotte’s Web”. When Charlotte first appeared in my cell, she was too small
for me to determine gender. ...
Weitere Bilder von Lancelot Armstrong im Buch
"Träume aus der Todeszelle - Gemälde aus dem Todestrakt"
DinA4-Format oder DinA5-Format
Zwei Briefe
von Lancelot Armstrong
Lieber Peter,
vielen Dank für deinen Brief vom 24. August 2012; ich bin sehr froh, dass du meine Briefe erhalten hast. Ich
danke dir noch einmal für deine aufrichtige Liebe und deine unterstützenden Hände und dein Herz, wie immer. Ebenso sende ich wie immer meine herzliche Zuneigung an euch alle in Deutschland. Es
geht mir etwas besser als vor ein paar Wochen, trotz des Mangels an medizinischer Versorgung, der seine Ursache vor allem in den Kostensenkungen hat. Diese Beamten haben eine Menge neuer
Veränderungen vorgenommen, um für alle die Gesundheitspflege zu erschweren.
Vielleicht entstehen die meisten Gesundheitsprobleme hier durch giftiges Wasser und gefärbten Saft, dem wir ausgesetzt sind. Das schlechte Essen macht viele von uns krank. Das ist der Grund, warum ich die widersprüchlichen Verfahrensweisen hier und anderswo nicht akzeptieren kann und den Umständen gegenüber nicht gleichgültig werde. In Anbetracht des hohen Preises, den wir bereits gezahlt haben, dürfen wir nicht zaudern, dagegen anzugehen. Leider gibt es hier einen täglichen Kampf, aufgrund dessen, was ich vorher gesagt habe und was ich jetzt erlebe. Ich versuche immer die Dinge aus der richtigen Perspektive für einen guten Lebensstil zu sehen und für ein bedeutungsvolles Wachstum zu entwickeln.
Aus diesem Grund bin ich auf das konzentriert, was geschieht. Meist bleibe ich in den Nächten wach, um an meinen Zeichnungen zu arbeiten, und manchmal lese ich
juristische Werke. Vor allem weil die Wärter nachts auf den Gang kommen, zu jeder ½ Stunde und zur vollen Stunde auch; sie nehmen keine Rücksicht auf uns, denn sie machen jede Menge lauten Krach
mit den Türen, wodurch sie uns immer wieder aufwecken, sowohl am Tag als auch in der Nacht. Wegen des fehlenden Schlafs verzichten manche Gefangene auf ihre Rechte. Einige werden so krank, dass
sie sich das Leben nehmen. Viele Beschwerden führen nur zu kontinuierlicher Vergeltung durch schlechte Behandlung. ...
Two Letters
by Lancelot Armstrong
Dear Peter,
Thank you very much for your letter of August 24, 2012, most of all, I am glad that you have received my letters. Thanks again for your genuine love and supportive hands and heart as always. I send my heartfelt love to you all in Germany as well. I am feeling a little better than a few weeks ago, even though lack of medical treatment, mostly because of cost cutting, these officials made a lot of new changes to block meaningful care for all.
Perhaps, most of the health problems here [are] happening through toxic water, and colored juice what we are subjected to, bad food made a lot of us sick. This [is the] reason why I cannot [be] acceptive to contrary policies, or become complacency to circumstances here, and elsewhere, we cannot waver knowing the high price that we had paid already, on still strive toward. Unfortunately, there is a daily battle around here, causation of what I had stated before, and what I am experiencing now. I always proceed on the right perspective to a successful life style while developing things for meaningful growth.
This [is the] reason why I focus on what’s happening, mostly I stay up throughout the nights doing art-work, and legal reading at times. Mostly because officials come through on the floor every 1/2 hour and on the hour as well, they have no respect for us, resulted they make a lot of loud noises with the doors that waking us up daily and at nights. The lack of sleep made some people waive their legal rights, some with illness taken their own life, many complaints, resulted continuous retaliation treatment....
Kunst
von JREAL
in Kollaboration mit
Anja Claudia Pentrop
Art
by JREAL
in collaboration with
Anja Claudia Pentrop
Tödliche Seuche
Anonym aus dem Todestrakt
Es gibt ein Fenster in meiner Zelle. Richtung Westen. In den Abendstunden eines jeden Tages scheinen von dort die letzten Sonnenstrahlen durch die Gitterstäbe in meine Zelle und zeichnen ein sich immer gleichendes Schattenmuster auf die rückwärtige Wand meiner Zelle. Man sagt: „Schau nicht auf die Uhr, denn du wirst nie sehen, dass sie sich bewegt.“
Hier im Trakt steht die Zeit für niemanden still. Du kannst buchstäblich sehen, wie sich die Schatten der Gitterstäbe an der Wand gegenüber voranschieben.
In jedem Tag liegt ein wahnsinniger Zorn. Auf dem Gesicht jedes Mannes hier siehst du eine freche, prahlerische Fassade. Mit dem Verlauf der Zeit wird das Getue noch ausgeprägter. Das Gelächter ist eine Oktave zu laut, unmerklich erzwungen. Als ob jeden Tag alles ausgelebt werden muss, da der Gang des Schattens niemals stehen bleibt. Zeit ist der Feind hier. Jeder Mann ist ihm ausgesetzt. Das Fortschreiten der Zeit bedeutet nur eines: Die Berufungen gehen zu Ende. Mit jedem Wechsel der Jahreszeiten kommt eine weitere Ablehnung durch die Gerichte. Das Lachen wird etwas angespannter. Die Aufmerksamkeitsspannen werden etwas kürzer. Es ist, als wäre eine Spielkrankheit aufgetreten. Die Männer fangen an sich zu distanzieren, aus Angst vor Ansteckung. Die tödliche Seuche hat dich befallen. Jeder kann es sehen.
Die Berufungen sind am Ende. Das Lachen verblasst. Zeit reduziert sich auf Stunden. Dann Minuten. Dann Sekunden. Dann nichts mehr. Die reinste Art von Realität sieht
man, wenn dir ein Mann in die Augen schaut und dir sagt, seine Berufungen sind zu Ende. Er ist erledigt. Das Leben hängt an einem seidenen Faden. ...
Plague of Death
Anonymous from Death Row
There is a window outside my cell. It faces the West. In the evening hours of each day the last sun rays beam inside my cell shining upon the bars casting an equaled measured line of shadows upon the back wall of my cell. It is said ‘Do not watch a clock, because you will never see it move.’
Here, on THE ROW, times stands still for no-one. You can literally see the shadows of bars slide forebodingly, across the wall.
There is a maniacal passion about each day. It is a brash, boastful, facade you see on the face of every MAN here. With the passage of time their demeanor becomes even more animated. The laughter is just an octave too loud, imperceptibly forced. As if to live each day to the fullest, because the march of shadows never cease. Time is the enemy here. Every man faces it. The marching of incessant time means only one thing: appeals are running out. With each seasonal change comes one more denial from the courts. Laughter becomes a little more strained. Attention spans get a little more shorter. It is as if a playing disease has come. Men begin to distance themselves for fear of contamination. The Plague of Death be upon you. Everyone can see it.
Appeals have run out. The laughter fades away. Time is reduced to hours. Then minutes. Then seconds. Then none. The purest form of reality to be seen is when a man looks you in the eyes and tells
you his appeals are over. He is done. Life is hanging by a thread. ...